Digital erfolgreich zu sein, bedeutet auch, am Puls der Zeit zu bleiben. Unter diesem Motto schreibe ich heute über die Digitalisierung der Automobilindustrie und deren Auswirkungen. TESLA wurde vom belächelten Verfolger zum Schreck einer billiardenschwerden Industrie. Die früheren Platzhirschen lenken ein und wollen ein bisschen mehr wie TESLA werden … wer wird die Pole-Position behaupten können?
Digitalisierung der Automobilindustrie
Beginnen möchte ich mit der Automobilindustrie. Hocheffizient aber auch erfolgsverwöhnt ist diese Branche gut eingestellt auf das Zeitalter der Digitalisierung. Das würde vermutlich auch zutreffen, hätte Elon Musk nicht derartigen Erfolg mit einem seiner Projekte, dem TESLA. Dabei sind es weniger die Finanzkennzahlen, die überraschen (obwohl TESLA sowohl Umsatz als auch Ergebnis mehr als verdoppelt hat), sondern unter anderem mehr als 400.000 Vorbestellungen für einen elektrisch betriebenen Mittelklassewagen, der voraussichtlich Ende 2017 ausgeliefert wird …. der erste wohlgemerkt.
TESLA und sein Gründer Elon Musk sind für sich allein ein so spannendes Thema, dass man ganze Bücher mit spannenden Hintergrundinformationen füllen könnte. Fakt ist, dass TESLA es geschafft hat, bei allen großen Automobilherstellern ein Umdenken und eine Umstrukturierung einzuleiten. Als Beispiel dafür nehme ich an dieser Stelle bewusst nicht die Dieselskandal-geprägten Marken des VW Konzerns sondern den momentanen Branchenprimus der deutschen Automobilhersteller: Daimler.
Daimler spricht von einer Schwarm-Organisation
Daimler baut Konzern für die Digitalisierung um
Trotz – ich möchte eher sagen – gerade weil Mercedes momentan von Rekord zu Rekord bei den branchenrelevanten Kennzahlen eilt, verschreibt sich der Vorstand ein rigoroses Veränderungsprogramm. Der Konzern wird strukturell für die Digitalisierung umgebaut.
Ganze 20% der Belegschaft sollen agil, abteilungs- und hierarchieübergreifend organisiert werden (CEO Zetsche spricht von einer Schwarm-Organisation). Ganze 3-4% der Belegschaft (ca. 10.000 Personen!) sollen sich kreativ den Zukunftsfeldern der Automobilindustrie zuwenden:
Daimler hat dafür den Begriff „Case“ gewählt:
„C für connected cars, also die Digitalisierung des Verkehrs,
a für autonomes Fahren,
s für shared mobility, also neue Geschäftsmodelle und
e für Elektrifizierung.
Jede dieser Veränderungen für sich hat schon allein das Potential, alles auf den Kopf zu stellen. Für Daimler geht es ganz klar darum, in allen vier Feldern die führende Position zu belegen und vor allem das Zusammenspiel der Felder zu verstehen und zu nutzen“, sagte Zetsche der F.A.Z.
Daimler hat momentan die Pole Position der deutschen Autobauer und weiß, dass diese mittelfristig nur zu halten ist, wenn das Geschäftsmodell überdacht und neu erfunden wird.
Die Digitalisierung – wie jeder Change Prozess – funktioniert bekanntermaßen leichter in jungen, agilen und schlanken Strukturen. Daimler ist ein Beispiel dafür, dass dies auch in ganz großen Dimensionen funktionieren kann und muss.
Dass Daimler dies leisten kann, hat es mit seinem Unternehmen Car2Go bereits eindrucksvoll bewiesen und hat damit sein Kerngeschäft, Autos zu verkaufen, um das Geschäftsmodell „mobility on demand“ erfolgreich erweitert. Und das obwohl diese beiden Modelle per se in Konkurrenz zueinander stehen.
Selbstfahrende Autos, Shared Mobility und Elektrifizierung: Die Automobilbranche steuert meiner Meinung nach auf den Peak Ihrer Digitalisierungswelle zu. Dies mit Vollgas: UBER transportiert in Pittsburgh bereits Kunden mit selbstfahrenden Autos durch die Gegend und beschleunigt durch das Marktmomentum gerade den Wettbewerb um das autonome Fahren.
Effekte der Digitalisierung in der Automobilindustrie
Voraussichtlich dauert es nur noch wenige Jahre, bis autonomes Fahren in unseren Breitengraden Realität wird. Mit bisher nur schwer abzusehenden Effekten:
- Werden wir noch produktiver werden, weil auch der Weg zur Arbeit bereits für die Arbeit genutzt werden kann?
- Gewinnen ländliche Regionen als Wohnraum an Attraktivität, weil der Weg zur Arbeit nicht mehr als Zeitfresser mit Staupotential gesehen wird, sondern als produktive Zeit zur Entspannung oder produktivem Arbeiten?
- Wird der Besitz eines Automobils unattraktiver, weil ich mir jederzeit ein selbstfahrendes Auto herbeirufen und es nach Nutzung bezahlen kann?
- Wie soll sich ein selbstfahrendes Auto entscheiden (vielmehr: wie wird es programmiert), wenn entweder der eigene Insasse oder ein Passant in einer Notsituation gefährdet ist?
Vermutlich werden wir uns zu gegebener Zeit mit ganz anderen Themen beschäftigen müssen, als mit jenen, die jetzt schon offensichtlich sind.
Denn das bringt die Digitale Transformation, dieser globale und tiefgreifende Veränderungsprozess, mit sich:
Eine Unberechenbarkeit durch die Geschwindigkeit, in der er vor sich geht.
Mario Schmalzl
Mein Fazit
Ich persönlich sehe sehr positiv in diese Zukunft! Es wird sehr viel Selbstverständliches verschwinden aber auch momentan unmöglich Erscheinendes zur Realität. Im Unternehmensumfeld werden die Karten neu gemischt, Historische Erfolgsgeschichten und Kapitalpolster werden nicht lange von Wert sein. Gute Ideen und neue Marktteilnehmer werden die Märkte neu aufrollen oder neue Märkte eröffnen.
Wenn sich Unternehmen für diese Veränderung öffnen, sich vorbereiten und willens sind, sich mit der Digitalisierung neu zu erfinden, haben Sie eine große Chance, Ihre Marktposition zu behalten oder auszubauen.
DIGITALFEX hilft Ihnen dabei, den Fokus zu behalten, Buzzwords von wesentlichen Veränderungen am Markt zu unterscheiden und Sie für die Digitalisierung in allen Bereichen Ihres Unternehmens vorzubereiten.
Sprechen wir darüber!
Ihr Mario Schmalzl