In der letzten Ausgabe unseres DigitalTickers in 2016 gibt es ein paar Denkanstöße und eine kritische Auseinandersetzung mit der Digitalisierung.
Die Digitalisierung passiert. Sie ist nicht aufzuhalten und wird nachhaltig alle Lebensbereiche verändern.
Trotzdem, oder gerade deshalb gilt es, sich auch den Auswirkungen zu widmen, die nicht primär positiv sind. Rechtzeitig beachtet, kann man jedoch mit den Schattenseiten der Digitalisierung gut umgehen.
2030 … kein Besitz, keine Privatsphäre, kein Problem!
Ich bin über einen sehr interessanten Artikel von Ida Auken, Mitglied des Dänischen Parlaments, gefunden, der im Rahmen des World Economic Forums einen Blick in unsere nahe Zukunft wagt. Welcome to 2030
Ich teile Ihre Ansichten und Prognosen nicht vollständig, auch sehe ich die beschriebene Situation – sollte sie so eintreffen – nicht so unkritisch wie die Autorin.
It might seem odd to you, but it makes perfect sense for us in this city. Everything you considered a product, has now become a service. We have access to transportation, accommodation, food and all the things we need in our daily lives.
Nichtsdestotrotz gibt der Artikel uns ein spannendes mögliches Zukunftsbild, dass mich zum Nachdenken anregt. Nicht nur über eine mögliche Zukunft, sondern auch über unseren aktuellen Lebensstil, Ökonomie und allem was dazwischen liegt.
All in all, it is a good life. Much better than the path we were on, where it became so clear that we could not continue with the same model of growth. […] We lost way too many people before we realised that we could do things differently.
Der gefährliche Irrtum über den freien Willen
Vor kurzem machte ein sehr interessanter Artikel in sozialen und klassischen Medien die Runde. Er beschrieb die Möglichkeiten, die es durch Big Data derzeit bereits gibt.
Die Hypothese des Artikels lautet, dass durch Big Data, per Massen-Personalisierung, Micro-Segmentierung und vielen weiteren Möglichkeiten, die man durch die Auswertung von Verhaltensinformationen bekommt, sogar eine Präsidentenwahl entscheiden kann.
Stellen Sie sich vor, es geht um die Liberalisierung des Waffenrecht in den USA. Je nachdem, wie man die Frage stellt und in welchem Kontext (z.B. mit Bildern oder Farben) man sie setzt, wird man von jeder Person ein „ja“ dafür bekommen.
- Wollen Sie ihr Eigentum und Ihre Kinder in Sicherheit wissen?
- Sind Ihnen die Verbrecher schon lange ein Dorn im Auge?
- Wollen Sie sich etwa vorschreiben lassen wie Sie sich verteidigen sollen?
Jeder von uns reagiert aufgrund seines Persönlichkeitsprofils auf andere Reizwörter, Farben und Werte. Bei der in dem Artikel beschriebenen Methode gibt es ca. 70 unterschiedliche Archetypen/Personlichkeitsmuster. Ermittelt werden diese durch die Daten, die jedermann im Netz hinterlasst, durch Nutzung von Diensten, durch akzeptieren von AGBs, durch Likes auf Facebook etc.
Ein Mann, der Kosmetikprodukte „liked“ ist so z.B. mit hoher Wahrscheinlichkeit Homosexuell. Ebenso lässt sich Hautfarbe oder polititsche Einstellung errechnen. Die Methodik sagt, wenn man mehr als eine bestimmte Anzahl an Likes auswerten kann, kennt die Methode die Person in der Regel besser als nahe Freunde oder gar sie selbst.
Kombiniert man das mit den Möglichkeiten, für praktisch jede Person individualisierte Nachrichten zu liefern (Mail, Facebook Werbungen, personalisierte Fake-News …), hat man ein Massenmanipulationsinstrument. Das ist sowohl in der Werbung Realität, als auch in anderen Lebensbereichen!
Ich empfehle in jedem Fall unten stehenden Artikel zu lesen. Eine lange, beängstigende, aber Augen öffnende Lektüre:
Volkswagens Start aus der digitalen Boxengasse
Der zuletzt stark gebeutelte Automobilkonzern Volkswagen konzentriert nun seine Aktivitäten rund um die Digitalisierung der Mobilität in einer neuen Marke namens Moia.
Grundsätzlich ein ganz logischer Schritt, die Frage ist nur, ob er nicht etwas spät kommt. Derzeit gibt es neben dem magisch anmutenden Zielen recht wenig konkrete Umsetzungpläne:
Moia Start auf gründerszene.de
Einmal „Sofort-Kaufen“, einmal „Sofort-Liefern“
Amazon lässt diesen Monat gleich mit zwei Neuigkeiten aufhorchen. Zum einen wurde die erste tatsächliche Bestellung per Drohne ausgeliefert. Sicher handelte es sich noch um eine Art „Feldversuch“ (im wahrsten Sinne des Wortes), aber es zeigt, wie weit man ist und dass man bereit ist, Zeit und Geld zu investieren, um abermals die Online-Retail Experience völlig zu verändern!
Außerdem stellte Amazon mit AmazonGo ein völlig neues Konzept für den stationären Handel vor. Ein Laden, in dem man wie bisher durch die Ladenregale schlendert und sich die Produkte nimmt, die man kaufen möchte. Allerdings muss man sich in dem Laden weder an der Kasse anstellen, noch selbst die Produkte scannen oder einen Bezahlvorgang authorisieren. Man nimmt die Lebensmittel und läuft einfach zur Tür hinaus!
Hunderte Sensoren, Kameras und Scanner erfassen Ihren Einkauf und die Produkte, die Sie gewählt haben und füllen damit einen virtuellen Einkaufswagen im Hintergrund, der bei Verlassen des Ladens über Ihre hinterlegten Zahlungsinformationen abgebucht wird.
Mit diesem quick-Checkout kombiniert Amazon die Vorteile von Online-Experience und stationärem Einkauf. Ich meine, der klassische Handel muss sich warm anziehen! Siehe auch diesen Artikel von Karin Kernmayer aus unserem Blog:
Karin Kernmayer: How to suceed next to Amazon
Segen, Segen, Segen oder Fluch?
Die Digitalisierung bietet definitv viele Chancen, sie birgt aber eben auch Risiken, die es zu diskutieren gilt.
Lassen Sie uns darüber reden, ich bin gespannt auf Ihre Meinung!