Am Wochenende vom 16. bis 18. Oktober ging der wohl wichtigste Event für österreichische CIOs über die Bühne. Der LSZ CIO Kongress in Loipersdorf, der schon zum 13. Mal (wie immer) von Axel Loisel hochklassig organisiert und besetzt war. Ein sehr gelungener Austausch der über 450 Teilnehmern in sehr entspanntem, amikalem aber auch sehr produktiven Rahmen.
Als ehemaliger CIO habe ich mich natürlich wie zuhause gefühlt. Zugleich war es durch die Brille meiner neuen Rolle als CEO einer Strategieberatung im Bereich Digitalisierung natürlich spannend zu erfahren, wie weit das Thema in Österreich nun wirklich gediehen ist.
Wer würde mir dazu besser Auskunft erteilen können als die, die man zumindest bis anhin als Treiber von Digitalisierung und Innovation gesehen hat: Die CIOs und IT-Leiter.
Themenschwerpunkte: Digitalisierung und Security
Fokus-Thema Nummer 1 ist ein alter Bekannter: Security
Die EU Datenschutzverordnung, die 2018 in Kraft tritt sorgt durch horrende Strafzahlungen für Verunsicherung. Es gibt darüberhinaus bereits mehrere public gewordene Fälle von Betrug durch Umgehen von internen Prozessen und Sicherheitsmaßnahmen (Stichwort: CEO Fraud, wie bei der FACC). Da das Schadenspotential sowohl finanziell als auch für das Image des Unternehmens massiv ist, bekommt dieses Thema momentan oberste Priorität und gefühlt uneingeschränkt Budgets durch die Geschäftsleitungen.
Fokus-Thema Nummer 2: Digitalisierung
Neben spannenden, nicht IT-fokussierten Vorträgen möchte ich eine Podiumsdiskussion zwischen Axel Loisel und Mag. Dr. Monika Kircher (unter anderem ehemalige CEO Infineon Austria und nunmehr Vorsitzende des Forschungs-, Innovations- und Technologieausschusses der Industriellenvereinigung) erwähnen.
In einer spannenden Frage- und Antwortrunde wurde von Ihr erläutert, was jetzt notwendigerweise zu tun ist, sowohl von Unternehmens- als auch von Regierungsseite.
Auf Unternehmensseite sprach sie von Erweiterungen des Geschäftsmodells durch datengestützte Services, weiteren internen Effizienzverbesserungen, um agiler und wettbewerbsfähig zu bleiben und von der Herausforderung, die Brücke zwischen langjährig erfahrenen Mitarbeitern und digitalen Natives herzustellen, damit beide Generationen voneinander lernen können.
Unter anderem das hat sie diese als notwendige Aufgaben genannt, um den immer globaleren und transparenteren Märkten begegnen zu können und nach wie vor die Spitzenposition in diversen Bereichen weltweit behalten zu können.
Soviel zu den notwendigen Hausaufgaben und der Geschwindigkeit, mit der sich die B2B und B2C Welt momentan dreht.
Digitaler Status Quo in Österreich: facts vs. fiction
In unzähligen Einzelgesprächen oder Arbeitskreisen mit den Teilnehmern hat sich bei mir allerdings etwas Ernüchterung eingestellt, was den Status des Reifegrads österreichischer Unternehmen im Bereich Digitalisierung angeht. Betrachtet man das gros der österreichischen Unternehmen, ist das Thema Digitale Transformation noch nicht fixer Bestandteil der Geschäftsstrategie bzw. findet kaum praktische Umsetzung.
Dies hat aus meiner Sicht im wesentlichen fünf Gründe:
1) Begriffsdefinition Digitalisierung und die Buzzword-Gefahr
Von der Antivirensoftware bis zur Festplatte für den Serverraum … nahezu alles im IT Bereich wird momentan mit dem Digitalisierungs-„Mascherl“ verkauft. Es herrscht dadurch massive Unklarheit, was die genaue Bedeutung des Begriffes angeht. Das bedeutet, ein Teil der CIOs behauptet schon längst, digital zu transformieren (weil sie z.B., wie schon seit Jahren Prozesse und Systeme optimieren und digitalisieren), ein anderer Teil hält die Gefahr der Disruption für extrem weit hergeholt.
Zur Erinnerung:
Wir definieren die Digitale Tranformation als Change Prozess mit unglaublicher Geschwindigkeit und globalem Ausmaß. Beschleunigt wird dieser durch:
- die elektronische Weiterentwicklung.
- massive Kapitalreserven für Startups mit guten Ideen, die dadurch ohne Gewinnerzielungsnotwendigkeit bestehende Märkte einfach korrumpieren können.
- die Consumerization: Lösungen und Konsumverhalten drängen vom Privatbereich in den Businessbereich (was letztlich Blackberry nicht nur die sicher geglaubte PolePosition, sondern auch die Marktrelevanz gekostet hat).
- die Tatsache, dass nun alle auf den Zug aufspringen und dadurch zusätzlicher Konkurrenzdruck entsteht.
2) Die Frage der internen Zuständigkeit:
Ging es in der bisherigen IT Geschichte darum, das Business möglichst zu enablen und zu unterstützen, gilt es plötzlich, mit an das Geschäftsmodell zu denken und dies neu zu definieren. Eine Aufgabe, der nicht jeder klassische IT Leiter gewachsen ist oder eine Rolle, die ihm von der Geschäftsleitung nicht zugestanden wird. Somit bleibt eine Lücke zur Geschäftsleitung und den Fachbereichen, die ggf. etwas in der Richtung unternehmen möchten, aber nicht können oder wissen, welche technischen Möglichkeiten es gibt, vorhandene Daten in Umsatz, Kostenersparnis oder Kundenbindung zu verwandeln.
3) Kannibalisierung des angestammten Geschäftsmodells:
Es gibt viele Vorstöße auch in Richtung Erweiterung des Geschäftsmodells oder Restrukturierung. Aber selbst in den Branchen Banken oder Versicherungen, die momentan bereits massiven Druck verspüren, geht die Digitalisierung immer nur so lange mit Schwung voran, solange man nicht zu viel verändern muss. Ein klassisches Problem von Veränderungsprojekten.
Teilweise sind Bonusmodelle noch nicht angepasst an die neuen Möglichkeiten. Teilweise geht es um die Hoheit von vorhandenen Budgets oder Kompetenzen, die neu verteilt werden müssen. Teilweise ist es die völlig verständliche Angst, durch neue Methoden und Kanäle schlicht wegrationalisiert zu werden. Dies alles sind nachvollziehbare Gründe, jedoch sind es auch Hemmnisse, mit denen sich ein Fintech mit 15 Mitarbeitern und 1 Milliarde Investorenkapital aus Kalifornien nicht beschäftigen muss.
Bleibt zu hoffen, dass man die Widerstände – empfohlenerweise auch mit externer Unterstützung – rechtzeitig auflösen und die notwendigen Schritte gehen kann und nicht vom Markt gezwungen wird, massive Einschnitte vorzunehmen oder gar vom Markt gedrängt wird.
4) Wo und Wie fange ich an?
Eine sehr schwierige Frage ob der technischen Möglichkeiten, die man heutzutage hat. Schwierig wird es vor allem dadurch, dass man sich oft die falschen Fragen stellt:
- Was könnte ich mit Big Data machen?
- Wofür nutze ich Apps?
- Sollte ich nicht auch was mit virtual reality machen?
Leider oft ein völlig falscher Ansatz. Solche Projekte scheitern sehr oft.
Die wirklich wichtigen Fragen lauten:
- Welches Problem könnte ich lösen?
- Wie verbessere ich die Customer Experience (das Erlebnis, das mein Kunde in der Zusammenarbeit mit mir hat)?
- Wo sind wirkliche Hebel in meiner Unternehmenseffizienz.
Über kreative und agile Herangehensweisen kann man sich diesen Fragen nähern. Technik ist dann letztlich Mittel zum Zweck und nicht der Zweck an und für sich. Als sehr erfolgversprechend hat sich erwiesen, die Fragestellungen unter Einbeziehen vieler Fachbereiche mit Kundenbezug und IT, und vor allem mit externer Unterstützung für die Außensicht zu erörtern.
Außerdem bringt es nichts, eine Digitalstrategie oder gar Umsetzungsprojekte mit einer Laufzeit von zwei bis drei Jahren zu planen. Diese werden in ihrer Relevanz vermutlich von Veränderungen rund um ihr Unternehmen rechts überholt.
Starten Sie klein, in kurzen Zyklen (90 Tage) mit greifbaren Ergebnissen und machen Sie diese kleinen Erfolge zu Leuchtturmprojekten in Ihrem Unternehmen.
5) Die Kultur des Scheiterns in Österreich
Der letzte aber nicht unwichtigste Grund, warum die Digitalisierung noch nicht so weit zu sein scheint, ist die Kultur des Scheiterns in Österreich. Diese ist eigentlich nicht vorhanden. Scheitern ist böse, scheitern ist falsch. Ein Fehltritt ist praktisch ein Stigma. In Amerika gilt ein mehrfach gescheiterter Unternehmer gar als erfahren und mutig und wird bewundert. In Österreich ist dies leider ganz anders.
Das führt einerseits dazu, dass Digitalisierungsprojekte aus Angst vor dem Scheitern erst gar nicht in Angriff genommen werden. Andererseits führt das aber auch dazu, dass es in Österreich an Leuchtturmprojekten fehlt.
Es fehlt an Inspiration durch erfolgreiche oder auch nicht erfolgreiche Projekte und damit fehlt es an Ansporn, Druck und Vorbildern, sich selbst auf dieses teilweise unsichere Terrain zu bewegen.
Fazit: Ich rufe Sie auf
Schicken Sie mir Ihre Leuchtturmprojekte, Ihre erfolgreichen Umsetzungen im Rahmen der Digitalisierung und ich helfe Ihnen, Ihre Message zu verbreiten, zu unser aller Vorteil. Auch mit Misserfolgen, die wir als lessons learned anderen zur Verfügung stellen können.
Zweitens biete ich Ihnen gerne ein unverbindliches Gespräch an, um gemeinsam zu erörtern, wie Sie bei Ihnen im Unternehmen das Thema Digitale Transformation voranbringen können.
In jedem Fall kommen sehr spannende Zeiten auf uns alle zu. Ich würde mich freuen, mit Ihnen gemeinsam erfolgreiche Umsetzungen feiern zu können! Sei es im Blog oder gemeinsam im Projekt.
Mit freundlichen Gruß
Mario Schmalzl
Veröffentlichen Sie mit uns Ihre Leuchtturmprojekte!
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DIGITALFEX begleitet Sie gerne auf diesem Weg!